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Nur zu besonderen Anlässen können sich die meisten Gemeinden ein grösseres Ensemble von Musikern und Sängern leisten. Als leicht aufzuführende Alternative, aber mit grossem musikalischem Effekt, schuf Frank Stanzl die Solokantate "Memento temporis". Nur vier Musiker erzeugen darin ein abwechslungsreiches Klangbild, das oftmals durch die originell konzipierten Rhythmen ins Vibrieren gebracht wird. Wir haben diese Kantate dem Ende des Kirchenjahres zugeordnet, was aber nicht ausschließt, daß sie zu vielen Gelegenheiten des Jahres eine willkommene musikalische Gestaltung bieten dürfte. Gesamtdauer: 10 Minuten Besetzung: Sopran, Flöte, Cello und Orgel Beispielseite: Erste Seite des 3.Satzes.
Das Evangelium für den 1. Sonntag nach Epiphanias steht in Matthäus 3, 13-17 und thematisiert die Taufe Jesu. Als lebendiges Geheimnis, wie Detlev Block die Taufe versteht, hat sie bis heute eine zentrale Bedeutung für die Christen. Block erinnert daran und mahnt, in unserer schnellebigen Zeit nicht das Wesentliche zu vergessen: Weißt du, dass Gott das Können und Haben uns nur verleiht als zeitliche Gaben? Im vierten Satz spricht Block von der Skepsis der Masse: Was haben wir davon, dass einer sich taufen lässt vor zweitausend Jahren? Die Vertonung dieser Gottesferne gehört sicher zu den Stärken der Kantate; die Musik wirkt kalt, ohne Seele, wir hören beißende Dissonanzen und das Fugato in den Chorstimmen erinnert an ein unreflektiertes Nachplappern. Der abschließende Lobgesang beeindruckt durch seine lebendigen, fließenden, tropfenden und sprudelnden Begleitfiguren, über die der Chor vom Wasser singt, vom Wasser, das Schöpfung, Vergebung, Genesung, Versöhnung und eben auch Taufe bedeutet. Besetzung: Flöte, Oboe, Streicher, Klavier, zwei Solisten (SBar) und Chor (SATB)
Die alte Geschichte von den Hirten in der Christnacht bekommt in dieser Kantate einen ganz neuen Ausdruck. Das Werk beginnt dabei eher klassisch, nämlich mit dem Aufbruch nach Bethlehem. Für die Bewegung, die Bach in aufstrebenden Skalen ausgedrückt hat, hat Frank Stanzl eine ganz neue Formel gefunden. Er knüpft dabei an die sich ständig wiederholenden Motive der "minimal music" an, ohne aber unsere kirchenmusikalische Praxis aus dem Auge zu verlieren - eine neue und glückliche Synthese. Die 15minütige Kantate kann mit einem durchschnittlich geschulten Chor in wenigen Proben einstudiert werden. Eugen Eckerts Text ermöglicht sowohl eine konzertante Aufführung als auch eine Integration in Gottesdienst und Messe, in der die sieben Sätze liturgisch sinnvoll eingesetzt werden können. Die teilweise mitreißende Musik unterstreicht die frohe Weihnachtsbotschaft mit den Möglichkeiten unserer Zeit, steht dabei aber immer im Dienst des Wortes. Lesen Sie hierzu auch die Kritik von R. Mailänder (Erzbistum Köln). Beispielseite: Erste Seite der Partitur.
Der 22. Sonntag nach Trinitatis fällt im Jahr 2002 auf den 27. Oktober, der 24. Sonntag im Jahreskreis auf den 15. September. Friedrich Karl Barth textete nach Mt 18, 21-35 die Kantate Nr. 69, die "Schurkenkantate". Dabei spannt er den Bogen vom Brudermord der Genesis bis ins Neue Testament (Wer von euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein) und erinnert zweimal eindrücklich an die Worte Jesu: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal kannst du vergeben. Gleichzeitig zeigt sich Barth welterfahren, realistisch - aber auch resignierend: Doch der Mensch ist ein Schalk, doch der Mensch ist ein Schurke. Von der biblischen Erzählung hebt Barth den Blick über die Gegenwart schließlich in weite Ferne: mein Heim ist nicht in dieser Zeit. So endet die Kantate mit versöhnlichen Tönen. Der Komponist Frank Stanzl zitiert hier, leicht verfremdet, den Choral "O Welt ich muß dich lassen" und läßt die Gemeinde all die Unruhe vergessen, mit der das Werk begann. Die Darstellung des Dichters ist direkt, unverblümt, zuweilen sogar brutal und dies hat den Komponisten in der Instrumentation zur Wahl des Taiko inspiriert. Das Taiko ist ein japanisches Schlaginstrument, das ungefähr der Großen Trommel entspricht und notfalls durch diese ersetzt werden kann. Ihr Schlagen läßt den Hörer ebensowenig zur Ruhe kommen wie die akzentuiert zu Werke gehenden Streicher (Violine, Viola, Cello, Baß). Drei Solisten sind nötig. Der Chorpart ist nicht schwer, Erfahrung mit modalen Harmonien ist von Vorteil. Lesen Sie auch die Fassung des Dichters FK Barth. Beispielseite: Erste Seite der Alt-Arie "Hat dich niemand verdammt".
Eine eher introvertierte Kantate. Die Sätze 1, 4 und 7 führen einen Cantus firmus, der stets mit den Worten So wie ein Baum, gepflanzt am Bach (Psalm 1) beginnt, durch alle vier Chorstimmen. Neben dieser getragenen Melodie verselbstständigen sich aber einzelne rhythmisch spannungsvollere Motive, die der Musik einen gewissen Zug verleihen. Eugen Eckert schuf nach Lukas 13, 1-9 einen Text mit vielen Facetten und Stimmungen. Von einem Evangelisten (Tenor) läßt er den Bibeltext (nach Luther) zitieren, dem Bassisten vertraut er die Jesusworte an und die Sopranistin vermittelt als "Übersetzerin" zwischen Evangelium und Gemeinde. Der doppelte Boden der biblischen Geschichte wird, in der Interpretation Eckerts, unmittelbar deutlich und ermahnt die Gemeinde zur Umkehr - denn Gottes Geduld hat ihre Grenzen. Thomas Pehlken vertonte diese Vorlage in sieben Sätzen (22 Minuten) und lies sich durch deren Aussagekraft zu einer expressiven Musik inspirieren, die von Leid und Klage - man höre das melancholisch eingesetzte Englischhorn - aber auch von Trost und Umkehr spricht. Beispielseite: Zweite Seite der Chorpartitur. Diese Seite wurde zuletzt am 2006-09-03 aktualisiert. |